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Projekt 1: Die nationalsozialistische Gesundheitspolitik

Das Projekt knüpft thematisch an die Führung durch die Gedenkstätte an. Im Mittelpunkt steht die Gesundheitspolitik der Nationalsozialisten, die die Grundlage für die systematischen Ermordungen von Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen ab 1939 bildete. Anhand von historischen Quellen- und Bildmaterialen setzen sich die Teilnehmenden in vier Kleingruppen mit dem Thema auseinander.

Die ersten beiden Gruppen beschäftigten sich mit den geistigen Grundlagen – dem Sozialdarwinismus, der Rassenhygiene und der Schrift von Karl Binding und Alfred Hoche „Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens“. Für die anderen zwei Gruppen stehen das Sterilisationsgesetz aus dem Jahr 1933, die rassenhygienische NS-Propaganda und die Auswirkungen auf die Patienten der damaligen sächsischen Heil- und Pflegeanstalten im Fokus des Projektes. Dabei zeigen Dokumente und Aussagen von überlebenden Patienten, Sterilisationsopfern und Opfern der Krankenmorde die Perspektive der Verfolgten auf.

Ziele dieses Projektes sind die Vermittlung und Vertiefung historischen Wissens. Darüber hinaus sollen die Aufgaben zu den historischen Quellenmaterialen auch die kritische Auseinandersetzung mit den menschenverachtenden Kategorisierungen der NS-Gesundheitspolitik unterstützen.

Geeignet für: Sekundarstufe II, Berufsschulen
  Sekundarstufe I nach Absprache
Teilnehmerzahl: max. 30
Dauer: 4 Stunden
Bausteine: (1) Führung
(2) Kleingruppenarbeit
(3) Auswertung/Präsentation der Ergebnisse
1_Gesundheitspolitik-Deckblatt-web.pdf

Projekt 2: Die nationalsozialistischen Krankenmorde von 1939 bis 1945

Das Projekt baut auf der Einführung mit dem Rundgang durch die Gedenkstätte auf. Der thematische Schwerpunkt liegt auf der Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen „Euthanasie“ am historischen Ort der ehemaligen Landesanstalt Großschweidnitz. Anhand von Quellen- und Bildmaterialen setzen sich die Teilnehmenden in vier Kleingruppen mit dem Thema auseinander.

Die erste Gruppe beschäftigt sich mit der Bedeutung der Landesanstalt Großschweidnitz als Zwischenanstalt für die Morde der „Aktion T4“ in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein. In den Jahren 1940/41 wurden über 2.500 Menschen über Großschweidnitz nach Pirna transportiert und dort in einer Gaskammer mit Kohlenstoffmonoxid ermordet.

Für die drei anderen Gruppen steht die sogenannte „dezentrale Euthanasie“ bzw. „Medikamenteneuthanasie“ im Mittelpunkt der Projektarbeit. Seit 1940 und systematisch ab 1943 töteten Ärzte und Pflegekräfte Patienten mit erhöhten Medikamentendosen und durch Nahrungsmittelentzug. Diesen Krankenmorden fielen über 5.000 Menschen zum Opfer. Die Teilnehmer des Projektes befassen sich unter anderem mit Täterbiographien sowie mit Aussagen der Ärzte und des Pflegepersonals zu ihrer Tätigkeit in Großschweidnitz. Dabei soll das Verhalten des Personals unter dem Gesichtspunkt ärztlicher Berufsethik kritisch hinterfragt werden. Darüber hinaus richtet das Projekt den Blick auf die Opfer und deren Angehörige.

Geeignet für: Sekundarstufe II, Berufsschulen
  Sekundarstufe I nach Absprache
Teilnehmerzahl: max. 30
Dauer: 4 Stunden
Bausteine: (1) Führung
(2) Kleingruppenarbeit
(3) Auswertung/Präsentation der Ergebnisse
2_Krankenmorde_-Deckblatt-Web.pdf

Projekt 3: Der „Euthanasie“-Prozess vor dem Landgericht Dresden 1947

Das Projekt knüpft thematisch an die Führung durch die Gedenkstätte an. Im Mittelpunkt steht die juristische Aufarbeitung der „Euthanasie“-Verbrechen in Sachsen. Während des Zweiten Weltkriegs ermordeten die Nationalsozialisten in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein, in der Landesanstalt Großschweidnitz und in weiteren psychiatrischen Einrichtungen Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen. In ganz Deutschland sind schätzungsweise 200.000 Menschen den Krankenmorden zum Opfer gefallen.

Vom 16. Juni bis zum 7. Juli 1947 fand vor dem Landgericht Dresden am Münchner Platz der Prozess gegen 15 Ärzte und Pflegekräfte dieser Anstalten statt. Die Staatsanwaltschaft klagte sie an, sich der Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht zu haben. Der Dresdner „Euthanasie“-Prozess zeigte die Chancen und Möglichkeiten der ostdeutschen Nachkriegsgesellschaft, die nationalsozialistischen Verbrechen mit rechtsstaatlichen Mitteln eigenständig aufzuarbeiten. Anhand von Quellen- und Bildmaterialen setzen sich die Teilnehmenden in vier Kleingruppen mit dem Thema auseinander.

Die erste Gruppe beschäftigt sich mit den rechtlichen Grundlagen, der Anklageschrift und dem Verlauf des Prozesses. Für die zweite Gruppe liegt der thematische Schwerpunkt auf den Täteraussagen und ihren Geständnissen, aber auch den Versuchen, das Töten von kranken, schwachen und behinderten Menschen zu rechtfertigten. Eine dritte Gruppe befasst sich mit dem exemplarischen Lebensweg eines Opfers und den Aussagen von Opfer-Angehörigen. Die vierte Gruppe erörtert anhand der Täterbiographien zweier Ärztinnen aus Großschweidnitz, ihrer Nachkriegskarrieren und belastenden Zeugenaussagen Versäumnisse und Grenzen in der Ahndung der NS-Verbrechen in Sachsen.

Geeignet für: Sekundarstufe II, Berufsschulen
  Sekundarstufe I nach Absprache
Teilnehmerzahl: max. 30
Dauer: 4 Stunden
Bausteine: (1) Führung
(2) Kleingruppenarbeit
(3) Auswertung/Präsentation der Ergebnisse
3_Prozess-Deckblatt-Web.pdf

Projekt 4: Diskussionsstationen

Nach einer Führung durch die Gedenkstätte Großschweidnitz werden die Projektteilnehmer aufgefordert, sich an einzelnen Stationen zu verschiedenen Themen und Thesen zu äußern und diese miteinander zu diskutieren. Dabei sollen sie sich mit historischen, gesellschaftlichen und bioethischen Fragestellungen auseinandersetzen und Bezüge zu ihrem eigenen Lebensumfeld herstellen. Unter anderem diskutieren die Teilnehmer, ob das gesamte Personal der Landesanstalt Großschweidnitz während des Zweiten Weltkriegs die Verantwortung für die Krankenmorde trug. Darüber hinaus sollen sie aber auch die Situation von Menschen mit Behinderungen in der heutigen Gesellschaft erörtern. Weitere Themen sind Barrierefreiheit, Sterbehilfe und vorgeburtliche Untersuchungen während der Schwangerschaft. Das Projekt ist offen gestaltet und gibt keine »richtigen« oder »falschen« Antworten vor. Ziel ist es, dass die Teilnehmer miteinander ins Gespräch kommen und ein Gefühl für die eigene Verantwortung bei der Mitwirkung in politischen und gesellschaftlichen Prozessen entwickeln.

Das Projekt besteht aus drei Bausteinen. Zunächst besuchen die Teilnehmer einzeln die Stationen, um sich einen Überblick über die Themen zu verschaffen und erste Ideen zu notieren. Sie können sich frei bewegen und die Stationen je nach Interesse auch mehrfach besuchen. Eine bestimmte Reihenfolge gibt es nicht.

Im zweiten Teil sollen sich die Teilnehmer für ein Thema entscheiden, sodass kleine Gruppen an den Stationen entstehen. Es geht darum, die Themen in Kleingruppen vertiefend zu diskutieren und schon bereits bestehende Notizen mit ins Gespräch einfließen zu lassen. Es muss nicht jede Station besetzt sein. Je nach Interessenlage der Gruppe können Stationen auch weggelassen werden. Zudem haben die Gruppen die Aufgabe die Gesprächsergebnisse schriftlich für eine anschließende Vorstellung zusammenzufassen.

Im dritten Teil kommen die Teilnehmer wieder zu einer großen Gruppe zusammen, um die Diskussionsergebnisse dem gesamten Plenum vorzustellen und gegebenenfalls mit allen weiter zu erörtern.

Geeignet für: Sekundarstufe II, Berufsschulen
  Sekundarstufe I nach Absprache
Teilnehmerzahl: max. 30
Dauer: 4 Stunden
Bausteine: (1) Führung
(2) individuelle Beschäftigung
(3) Kleingruppenarbeit
(4) Auswertung/Präsentation der Ergebnisse
4_Disskussionsstationen-Deckblatt-Web.pdf