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Vor 120 Jahren: Eröffnung der Landesanstalt Großschweidnitz

Erstellt von MF |

 

In ländlicher Umgebung mit hügeliger Landschaft entstand Anfang des 20. Jahrhunderts in Großschweidnitz eine neue Einrichtung zur Behandlung psychisch kranker Menschen – eine bemerkenswerte Entwicklung, hatte es doch bis dahin in der sächsischen Oberlausitz keine Möglichkeit zur Unterbringung psychisch Erkrankter gegeben. In parkähnlicher Anlage entstanden einzelne Pavillons mit der bis heute markanten gelben Klinkerfassade und großen, hellen Räumen, eine Kirche, ein Verwaltungsgebäudezahlreiche Funktionsgebäude. Auch ein Friedhof wurde angelegt. Die ganze Anstalt verfügte über eine zentrale Heizungsanlage, moderne Sanitäranlagen und elektrische Beleuchtung – für viele der damals aufgenommenen Patienten ein ungewohnt hoher Komfort. Fast drei Millionen Reichsmark kostete der Neubau.

Offiziell eröffnet wurde die „Königlich-Sächsische Heil- und Pflegeanstalt Großschweidnitz“ am 1. April 1902. Bereits einige Wochen zuvor waren die ersten Patienten in Großschweidnitz eingetroffen. Es waren Patienten, die zuvor in der seit 1811 bestehenden Anstalt Pirna-Sonnenstein versorgt worden waren. Patienten wie Max Meyer, der sich seit 1896 infolge epileptischer Anfälle, die mit Wahnideen einhergingen, in Anstaltsbehandlung in Pirna-Sonnenstein befand. Er sollte über 30 Jahre in Großschweidnitz verbringen und den stetigen Ausbau der Anstalt, deren Bettenzahl von 600 auf annähernd 1.000 anstieg, miterleben, ebenso wie die Hungerkatastrophe des Ersten Weltkrieges, den reformpsychiatrischen Aufbruch der 1920er-Jahre und schließlich die Stigmatisierung und Mangelernährung, die mit dem Nationalsozialismus Einzug hielten. Max Meyer starb am 1. April 1940 – genau 38 Jahre nach der offiziellen Eröffnung der Landesanstalt – völlig entkräftet und unterernährt an Bronchitis.

 

 

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Ansicht der Landesanstalt Großschweidnitz, 1917 (SLUB / Deutsche Fotothek / Brück und Sohn)