1902 wurde auf dem Friedhof der Landesanstalt Großschweidnitz ein Pathologiegebäude mit Trauerhalle errichtet. Die Trauerhalle wird noch immer bei Bestattungen auf dem Gemeindefriedhof genutzt. Auch die baulichen Hinterlassenschaften der ehemaligen Pathologie sind noch gut sichtbar: geflieste Wände und Böden, Milchglasfenster, Auslassungen am Boden und die den Standort des entfernten Sektionstisches markieren.
Zwischen Mai und Juni 2021 wurden in Vorbereitung der Sanierung restauratorische Untersuchungen durchgeführt. Der Bautzner Restaurator Markus Pohl sollte prüfen, ob und welche Farbreste aus den verschiedenen Nutzungsphasen erhalten sind. Dazu wurden die Farbschichten an Wänden, Türen und Fenstern abgehoben und untersucht. Im Flurbereich wurden dabei bislang verborgene florale Jugendstilmotive entdeckt. Im ehemaligen Büro verzierte eine Efeugirlande die Wände. Beides stammt aus der Bauzeit, ist jedoch durch spätere Renovierungen nur noch unvollständig erhalten. Die charakteristischen weißen Fliesen, die die Nutzung als Pathologie erkennen lassen, sind erst in den 1930er-Jahren verlegt worden. Es handelt sich um Boizenburger Fliesen. Die Wände oberhalb der Fliesenkante waren in einem hellen Grauton gestrichen.
Wie hat die Pathologie nun also während der NS-Zeit ausgesehen? Der Sektionsraum und die beiden angrenzenden Räume waren weiß gefliest mit grauem Terrazoestrich-Böden versehen. In den Fliesen waren Haken und Seifenhalterungen eingelassen. Ein Mosaikband rahmte den Boden. In der Decke befand sich ein großes Fenster, durch das Licht in den Sektionsraum fiel. Die Räume waren durch eine Schwingtür, wahrscheinlich bereits mit Klingel, vom Bürobereich und dem Sarglager getrennt. Das Sarglager wies den auch heute noch sichtbaren schwarz-weißen Fliesenboden auf.
Inwieweit diese baulichen Relikte gesichert und möglicherweise in die neue Dauerausstellung integriert werden können, soll in den nächsten Wochen mit Unterstützung des Denkmalschutzes geklärt werden.