Es war ein stilles Gedenken in kleinem Kreis, ein Bekenntnis, Verantwortung für die in Sachsen begangenen nationalsozialistischen Verbrechen zu übernehmen.
„Der heutige Tag ist eine Mahnung. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe dafür zu sorgen, dass sich dieses Unrecht nicht wiederholt. An einem Ort wie Großschweidnitz wird das Gedenken sehr konkret. Über 5 000 Frauen, Männer und Kinder wurden allein hier ermordet. Es liegt in unserer Verantwortung, dieses historische Bewusstsein zu bewahren und das Wissen von Generation zu Generation weiterzugeben. Dafür braucht es Bildung und Orte der Erinnerung“, betonte Ministerpräsident Michael Kretschmer anlässlich der Kranzniederlegung. Er dankte dem Bürgermeister und den Mitgliedern des Vereins Gedenkstätte Großschweidnitz für die geleistete Arbeit. Er sei froh, dass „mit der Überführung der Trägerschaft in die Stiftung Sächsische Gedenkstätten“ der Betrieb der Gedenkstätte Großschweidnitz nun „dauerhaft gesichert“ sei.
„Der 27. Januar lässt uns in das dunkle Nichts blicken, zu dem Menschen im Abgrund ihres Herzens fähig sind. Er ist uns zugleich ein immerwährender Auftrag, den Opfern des Nationalsozialismus Ehre zu erweisen, ihnen ihre Würde zurückzugeben und ihr Andenken zu bewahren“, sagte Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler in seiner Rede. „Die Opfer von Großschweidnitz wurden damals in Massengräbern verscharrt. Aus dieser Dunkelheit heraus erhebt sich heute der Auftrag zur Erinnerung. Es gilt, das Schicksal der Opfer zu ehren und vor dem Vergessen zu schützen.“
Der Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten Dr. Markus Pieper machte deutlich, dass die „hier aber auch anderen Orten im Verlauf der Krankenmorde ermordeten Menschen bald nach dem Ende des Nationalsozialismus vergessen – ihre Gräber verschwunden“ waren. „Für sie gab es viele Jahrzehnte keinen Ort des Trauerns und Erinnerns.“ Umso wichtiger sei das hier geleistete bürgerschaftliche Engagement. Ohne dieses wäre die Übernahme der Gedenkstätte in die Trägerschaft der Gedenkstättenstiftung nicht möglich gewesen. „Der Freistaat Sachsen bekennt sich damit deutlich zu seiner anhaltenden Verantwortung zur Erschließung und Bewahrung von Orten politischer Gewaltverbrechen und Unrechtes“, so Dr. Pieper. So kann „eine kontinuierliche und professionelle historisch-politische Bildungsarbeit ermöglicht werden. Aus dem Vergessen wird ein Erinnern.“
Der Bürgermeister und Vereinsvorsitzende der Gedenkstätte Großschweidnitz Jons Anders betonte, dass dies nur mit Unterstützung vieler Engagierter möglich geworden ist. „Dank gilt hier zum Beispiel dem Landrat Bernd Lange, der das Projekt seit Anbeginn begleitet und Michael Kretschmer, der seit vielen Jahren viele Türen geöffnet hat.“ Nun sei die Gedenkstätte auf einem guten Weg.
Die Ärztliche Direktorin des Krankenhauses Großschweidnitz Dr. Loretta Farhat brachte zum Ausdruck, dass die Erinnerung an die begangenen Verbrechen wichtig sei, auch für das Krankenhaus und die Arbeit heute. Man bekenne sich zu dieser Vergangenheit und stelle sich der Verantwortung.
Mit Blick auf die auf dem Friedhof aufgestellten Namenstafeln hob Dr. Maria Fiebrandt vom Verein Gedenkstätte Großschweidnitz hervor, wie wichtig es ist, sich mit den einzelnen Lebensgeschichten von Opfern des Nationalsozialismus zu beschäftigen. Insbesondere die Zusammenarbeit mit Angehörigen zeige, dass vor allem für diese die Vergangenheit nicht aufgebarbeitet und abgeschlossen ist. Der Verein unterstützt sie seit mehreren Jahren bei der Aufklärung dieser Schicksale, wie bei Elli Helm, deren Schicksal kurz vorgestellt wurde.
Auch die im Bau befindliche Gedenkstätte, die die Teilnehmenden bei einer Führung mit Bürgermeister Jons Anders besichtigten, soll zur Anlaufstelle für Angehörige werden. Gemeinsam mit der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein wird ein deutschlandweit einmaliger „Erinnerungsverbund“ entstehen.