Am 28. Juni 1940 trafen in der zur Tötungsanstalt umfunktionierten Anstalt Pirna-Sonnenstein 10 Patienten ein. Es waren 10 Männer aus der Anstalt Waldheim, die noch am selben Tag in der Gaskammer durch Kohlenmonoxid ermordet wurden. In den folgenden Wochen stieg die Zahl der in die Tötungsanstalt „verlegten“ Menschen deutlich an. Sie kamen nun aus verschiedenen sächsischen Anstalten, die zu Zwischenstationen in den Tod wurden. Eine solche „Zwischenanstalt“ war die damalige Landesanstalt Großschweidnitz. Mit dem ersten Transport in Richtung Pirna-Sonnenstein verließen am 12. Juli 1940 über 90 Patientinnen und Patienten Großschweidnitz. Die meisten hatten bereits viele Jahre in Großschweidnitz oder anderen sächsischen Anstalten wie Arnsdorf, Colditz oder Waldheim verbracht. Als nicht heilbare „Langzeitpatienten“ betrachtet, hatten die Organisatoren der NS-Krankenmorde und deren Gutachterärzte sie als „lebensunwert“, als zu töten, eingestuft. Dies bedeutete deren „Verlegung“ in die Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein. „Durch Sammeltransport verlegt“ hieß es im Abgangsbuch der Anstalt. Das Ziel blieb vorerst geheim, waren die Krankenmorde doch als „Geheime Reichssache“ eingestuft worden.
Im Laufe des Jahres 1940 trafen immer mehr Transporte in Großschweidnitz ein. Sie kamen zunächst aus der näheren Umgebung, z.B. aus dem nahegelegenen Katharinenhof Großhennersdorf oder verschiedenen Altersheimen der Oberlausitz. Schon im Herbst 1940 erweitere sich jedoch der Radius der Verlegungen: nun erreichten Transporte aus ganz Sachsen und Franken Großschweidnitz. 1941 wurden schließlich auch hunderte Patienten aus niedersächsischen, schlesischen, west- und ostpreußischen Anstalten in die Landesanstalt „verlegt“, um wenig später nach Pirna-Sonnenstein „weiterverlegt“ und dort ermordet zu werden. Insgesamt wurden bis zum Abbruch der „Aktion T4“ im August 1941 über 2.000 Frauen, Männer und Kinder über Großschweidnitz nach Pirna-Sonnenstein verbracht. Großschweidnitz war zum Vorort des Todes geworden.