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Schüler stellten Biografien Großschweidnitzer Opfer vor

Erstellt von MF |

Seit September 2017 beschäftigten sich Bautzener und Dresdner Schüler mit Schicksalen von Großschweidnitzer Patienten. Nun wurden die Ergebnisse vorgestellt.

Am 2. Februar 2018 stellten Schüler der Sorbischen Oberschule in Bautzen Biografien von Großschweidnitzer Opfern vor. Wenige Tage später präsentierten Schüler des Gymnasiums Dresden-Bühlau ihre Ergebnisse. Seit September 2017 beschäftigten sich die Schüler intensiv mit dem NS-Krankenmord in Großschweidnitz und dessen Opfern. Entstanden sind bewegende Biografien, ein Dokumentarfilm und verschiedene künstlerische Arbeiten, in denen sich die Schüler auf beeindruckende Weise mit diesem so schwierigen Thema auseinandergesetzt haben.

Anregung und zugleich namensgebend für dieses Projekt war die Übergabe einer Reproduktion des Bildes „Tante Marianne“ von Gerhard Richter im August 2017 an die Gedenkstätte Großschweidnitz. Marianne Schönfelder war eine von über 5.600 in Großschweidnitz zwischen 1939 und 1945 verstorbenen Patienten, wie die Schüler während eines zweitägigen Projektes im September 2017 erfuhren.

Im Rahmen einer Führung durch die Gedenkstätte erhielten sie einen Überblick über das System der NS-Krankenmorde, die perfide Tötungsmethode, die aus gezielter Unterernährung, Vernachlässigung und überdosierten Medikamenten, bestand und auch die Handlungsspielräume der Ärzte, Pfleger und Schwestern wurden beleuchtet. Nur wer arbeitsfähig, nicht störend, und wenig pflegeaufwendig war, hatte eine Chance zu überleben – so geht es aus den noch erhaltenen Patientenakten hervor. Mit einigen dieser Akten und den darin verborgenen individuellen Leidenswegen sollten sich die Schüler anschließend beschäftigen. Die Bautzener Schüler besuchten dazu das Sächsische Hauptstaatsarchiv in Dresden, wo die Großschweidnitzer Patientenakten heute verwahrt werden. In einer Führung wurde die Geschichte und Arbeitsweise des Archives erläutert. Die Dresdner Schüler besuchten das Gerhard-Richter-Archiv in Dresden und erfuhren dort mehr über das künstlerische Werk Gerhard Richters. Im anschließenden Workshop erhielten die Jugendlichen eine Einführung in die Auswertung historischer Patientenakten.

Die Fortsetzung des Projektes fand in den Schulen statt. Die Klassen erhielten verschiedene Patientenakten, um unter Anleitung der Lehrerin in Kleingruppenarbeit Biographien zu erstellen und sich mit diesen künstlerisch auseinanderzusetzen. Die Ergebnisse wurden nun erstmals in den Schulen präsentiert und sollen zu einem späteren Zeitpunkt auch in der Gedenkstätte zu sehen sein.

Das Projekt „Tante Marianne“ wurde in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V./Politisches Bildungsforum Sachsen durchgeführt.

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Einführung in die Arbeit mit Patientenakten (Foto: KAS)