Anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus sollte am 27. Januar 2021 für Hertha Josefine Bunte in Mönchengladbach ein Stolperstein verlegt werden. Dafür haben sich ihre Angehörigen engagiert.
Dabei waren zunächst weder das genaue Sterbedatum noch die letzte Wohnanschrift von Hertha Bunte bekannt. Im Standesamt Mönchengladbach fand sich jedoch der Hinweis „gestorben 09/1943 in Grossschweidnitz“. Wie gelangte Hertha Bunte aus Mönchengladbach nach Großschweidnitz und unter welchen Umständen starb sie?
Hertha Bunte, geb. Laufs, wurde am 24. Juni 1896 in Mönchengladbach geboren. Sie heiratete, bekam einen Sohn. 1932, nach dem Tod der Mutter und ihres Ehemannes, litt sie erstmals an Angstzuständen und Wahnvorstellungen. Sie wurde in die Heil- und Pflegeanstalt Johannistal in Süchteln aufgenommen. Nach vorübergehender Entlassung wurde sie schließlich dauerhaft im St. Josefskloster Neuss untergebracht. Die Diagnose lautete: Schizophrenie.
Seit 1940 fanden immer wieder Luftangriffe auf das Rheinland statt. 1943 wurde die Anstalt Neuss zum Lazarett umfunktioniert. Für die Patienten gab es keinen Platz mehr. 75 Patientinnen, darunter Hertha Bunte, wurden am 22. Juli 1943 in die sächsische Landesanstalt Arnsdorf verlegt. Bereits wenige Tage später, am 27. Juli 1943, wurde fast alle nach Großschweidnitz weiterverlegt. Für die Patientinnen bedeutete diese Verlegung die Unterbringung in einer völlig überfüllten und unzureichend versorgten Anstalt, in der Menschen gezielt ermordet wurden. Durch den strapaziösen Transport geschwächt, in fremder Umgebung, ohne Kontakt zu den Angehörigen verschlechterte sich der Zustand von Hertha Bunte schnell. Sie starb nach weniger als zwei Monaten Aufenthalt in Großschweidnitz. Als Todesursache wurde Kreislaufversagen angegeben – eine der häufigsten Todesursachen in Großschweidnitz. Im Fall von Hertha Bunte deuten die letzten Eintragungen in der Krankengeschichte darauf hin, dass sie tatsächlich durch überdosierte Beruhigungsmittel ermordet wurde. Sie wurde auf dem Anstaltsfriedhof beigesetzt.
Ihr Grab existiert nicht mehr, aber ihr Name und ihr Schicksal sind nicht vergessen. Ihr Name steht auf den nun auf dem Friedhof aufgestellten Gedenkstelen und im Gedenkbuch der Gedenkstätte Großschweidnitz – und schon bald wird er auch auf einem Stolperstein auf der Sophienstraße 22 in Mönchengladbach zu lesen sein und an sie erinnern.