Heute ist Gerhard Richter 90 Jahre alt geworden. Als einer der bedeutendsten Künstler der Gegenwart ist sein Leben auch mit Großschweidnitz verbunden. In seinem 1965 geschaffenen Bild „Tante Marianne“ setzte er seiner Tante, die am 16. Februar 1945 in Großschweidnitz starb, ein Denkmal. Das Bild war ein Rückblick auf seine Kindheit, auf ein Foto, welches ihn als Kleinkind auf den Armen seiner später ermordeten Tante zeigt. Dem Künstler waren die genauen Umstände ihres Todes dabei lange Zeit nicht bekannt. Erst als der Journalist Jürgen Schreiber das Schicksal von Marianne Schönfelder recherchierte, wurde offenbar, dass sie eine von über 5.500 Patientinnen und Patienten war, die dort den NS-Krankenmorden zum Opfer gefallen waren.
Um die Erinnerung an diese Menschen und die an ihnen begangenen Verbrechen wach zu halten gründete sich 2012 der Verein Gedenkstätte Großschweidnitz. Gerhard Richter unterstützt diese Bemühungen, in dem er der Gedenkstätte eine Reproduktion des Bildes „Tante Marianne“ schenkte. Sie wird in der zukünftigen neuen Gedenkstätte ihren Platz finden und an die vielen unterschiedlichen Lebenswege der in Großschweidnitz ermordeten Menschen erinnern.
Zu Marianne Schönfelder ist in der Reihe „Den Opfern ihren Namen geben“ ein Heft erschienen. Es kann kostenfrei über die Stiftung Sächsische Gedenkstätten bezogen werden.
